Warum ich eine Seite über Bücher mache
Reden wir über Literatur – So steht es im Titel dieser Seite. Der Name „disputata“ ist Latein und bedeutet auseinandersetzen, erörtern – für und wider sprechen, streiten, diskutieren, einen Vortrag halten, lehren, predigen. Wie immer haben lateinische Worte eine ganze Bedeutungsbandbreite und die ist hier durchaus gewollt.
Reden wir über Literatur – hier rede ich, doch bitte, schreiben Sie mir gerne über das Kontaktformular der Seite. Stänkern Sie ruhig, das kann ich ignorieren. Schreiben Sie mir nett und ich könnte sogar antworten, wenn ich Lust und Zeit habe.
Warum Literatur? Das Smartphone trägt die Schuld an dieser Webseite. Vor einigen Wochen sagte mir ein Freund, den ich durchaus in die Kategorie „Leseratte“ eingeordnet hätte, er müsse neu lernen, längere Texte zu lesen. Kinder lesen nicht mehr, ihnen wird nicht vorgelesen. Und wir wundern uns über eine sonderbare GenZ? Lesen allein, vielmehr die Abwesenheit von Lesen ist es nicht. Aber ohne Lesen leben? Das geht nicht.
Nun bin ich selbst ein ganz besonderes Exemplar der Gattung „Leseratte“, denn ich kann mir an die Brust heften als Jugendlicher die Jugendabteilung der Pfarrbibliothek leergelesen zu haben. „Ich habe kein Buch mehr für Dich, Du hast alle Jugendbücher gelesen, die wir haben.“ Diese Ansage der Bibliothekarin war ein Schock für mich, zumal für das laufende Jahr keine neuen angeschafft werden konnten.
Der Weg führte mich dann in die Stadtbibliothek und der Leseausweis dort verschaffte mir eine gewisse Sicherheit. Als mich die dortige Bibliothekarin in den ersten Büchersaal führte, war ich zugleich erschüttert und beruhigt. So viele Bücher! Spontan entfuhr es mir: „Das schaffe ich nicht!“ Auf Nachfrage erklärte ich der Dame, mit der mich in den folgenden Jahren eine Art Bücherfreundschaft verband, dass ich die Pfarrbibliothek durchgelesen hatte. Das Lachen klingt mir noch heute in den Ohren. Wobei, mein Lesepensum ihr durchaus immer wieder mal Respekt abnötigte.
Strafgebühren, der Horror des Bibliotheksnutzers, habe ich selten gezahlt. Dazu war ich einfach zu oft zu Gast in meiner(!) Stadtbibliothek. Der Beruf, der Alltag und die Tatsache, dass Lesen nun einmal nur ein Teil des Lebens sein kann, bremste mein Lesepensum stark runter. Und auch ich gestehe, dass mich Social Media, Smartphonenutzung und die Flut vieler viel zu kurzer Texte nicht ganz unbeschadet hat davonkommen lassen. Auch ich neige dazu, mit dem Roman in der einen Hand, das Smartphone in die andere zu nehmen.
Ablenkung! Das ist die Gefahr, die von der modernen Technik ausgeht und die wir kulturell wie auch pädagogisch und psychologisch in den Griff bekommen müssen. Muße und Langeweile, sich auch durch Längen (das ist die literarische Erscheinungsform von Langeweile) in Büchern quälen, das ist wieder neu zu lernen. Als Jugendlicher habe ich Winnetou I verschlungen und Winnetou III gehasst (Ich hätte Karl May ermorden könne, dafür dass er Winnetou hat sterben lassen) und für Winnetou II habe ich drei Anläufe gebraucht, bis ich es durchlesen konnte.
Es gab dafür eine einfache Erklärung. Meine Mutter, die weniges an mir so verstehen konnte, wie meine Leseneigung, gab sie mir. Schafft man ein Buch nicht, ist man nicht reif dafür und muss es in ein paar Wochen/Monaten/Jahren noch einmal versuchen. Mit 14 bin ich an „Vom Winde verweht“ krachend gescheitert. Mit 15 habe ich es gefressen. Mit 14 habe ich „Die gute Erde“ von Pearl S. Buck gelesen. In einer Nacht! Es hat zwei Satz Taschenlampenbatterien gekostet. Ein Vermögen! So mancher Sonnenbrand geht auf ein Buch zurück. „Eine Sünde zuviel“ war es, den Sonnenschirm nicht umzustellen und einfach weiterzulesen.
Heute liest man elektronisch. Kindle, Tolino und Co machen Bücher so herrlich leicht mitnehmbar. An dieser Stelle werden die Lesepuristen mit mir schimpfen. Aber das haptische eines Buches … Ja, das haptische eines Buches, sein Gewicht, sein Geruch, das Gefühl der Blätter, das alles hat etwas literarerotisches, das nicht bestritten werden kann. Aber der Ebookreader im Urlaub ist ein echter Gewinn. Nie wieder geht am Urlaubsort die Literatur aus. Untergewicht! Wir haben Untergewicht! Die irre Erkenntnis am Flughafen. Die elektronischen Bücher wiegen nichts. Und auch sonst ist der Reader praktisch. Man steckt ihn leicht in die Tasche, es lässt sich überall lesen. Wichtig ist eines: Die Ablenkungsfreiheit. Der Ebookreader piepst nicht und es ploppen keine Nachrichten auf. Darum kann man ihn gut zum Lesen verwenden, wo es darauf ankommt, mit leichtem Gepäck zu lesen. Zweiter Vorteil: Die Bibliothek wächst auch so jährlich um einige Buchmeter. Nicht jeder Schmöker muss sich dort einreihen. Was gut ist, stellt man einfach zusätzlich als gedrucktes Buch in die Sammlung.
Als Rezensent bevorzuge ich ohnehin die elektronische Form in der Cloud, als moderner Onlinearbeiter bin ich mobil und am Ende ist das Buch gerade nicht da, wo ich bin. So manches Buch, das ich rezensiert habe, steht gedruckt im Regal, aber bearbeitet wurde es elektronisch. Man wiege also nicht das eine gegen das andere auf, sondern achte auf ablenkungsfreie Lesemöglichkeit und betrachte die elektronische Form als sinnvolle Ergänzung. Kinder sollte man allerdings primär an die klassische Form des Lesens heranführen. Das hat seinen Grund darin, das wir immer zuerst das erlernen sollten, was älter ist und erst dann das erlernen was technologisch jünger ist. Wer gut und sicher lesen (und schreiben) kann, bewegt sich weitaus souveräner in den modernen Medien als ein funktioneller Analphabet, der nur in Gestalt bewegter Bilder kommunizieren kann. Man mache sich keine Illusionen, wir werden im Netz manipuliert, aber die, die manipulieren, können sehr gut lesen und schreiben und die, die die Manipulation durchblicken auch.
Reden wir über Literatur. Über Romane und über Sachbücher. Meine Auswahl wird immer willkürlich sein. Den Anspruch Bibliotheken leerzulesen habe ich mit fortschreitendem Alter aufgegeben.
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